Die Nachbarn hatten eine Flasche Whiskey mitgebracht und ihm ein wenig davon eingeflösst, aber das hatte nichts geholfen. Die Wunde war nicht wirklich schlimm. Daran starb es nicht. “Es ist das kleine Herz,”, sagten sie. “Der Schreck.”
Es war schon ein recht grosses Lamm gewesen. Nachdem die Hunde nicht mehr frei herumlaufen durften, wurden sie mehrmals täglich ausgeführt, über eigenes weniges, und angrenzendes Land. Der Versuch, sie anzuleinen, hatte schon vorher fehlgeschlagen. Das waren keine Leinenhunde. Und als sie das streunende Schaf mit seinem Lamm gewittert hatten, waren sie auf und davon. Welcher der beiden es anfiel, wissen wir nicht.
Das Lamm wurde in das, welches später das “Schafshed” genannt wurde, gebracht, die Hunde im Haus eingesperrt, dann mit Mühe das Mutterschaf gefangen und zu seinem Lamm im shed gezerrt.
Wir wohnen nicht weit von einem winzigen Dorf, dessen grösstes Unternehmen der Viehmarkt ist, der wöchentlich abgehalten wird. Dort riefen wir an, und fragten herum, um den Besitzer des Schafes zu finden. Ein anderer Nachbar kam (ich wusste schon, dass Nachbarn hier nicht Menschen sind, neben denen man wohnt, sondern welche, deren Land an deines angrenzt oder nicht weit davon entfernt ist.) Es war nicht seins. Wir sollten es doch behalten, meinte er. Aber so weit waren wir noch immer nicht.
Damals hatten Schafe hier noch keinen Knopf im Ohr. Das kam erst später, nach der Maul- und Klauenseuche, die Gott sei Dank von Grossbritannien nur auf eine kleine Halbinsel an der Ostküste Irlands übergriff.
Tagsüber liessen wir das Schaf im Obstgarten grasen, angebunden mit einer Leine an einen der Apfelbäume. Immer wieder wickelte es sich darum herum und musste entwirrt werden. Ausserdem sollten wir es täglich etwas melken, damit es nicht mit seinem vollen Euter Mastitis bekäme. Gut gelang mir das nie.
Am Samstag darauf kauften die drei Nachbarsöhne, noch junge Teenager, drei Flaschenlämmer auf dem Markt, und als ich die sah, hatte ich einen Geistesblitz: Könnte nicht einem davon das Melken überlassen werden? Diese Idee fand Zustimmung, und ich durfte eines aussuchen. Ich wählte das Bocklamm mit dem lila Punkt überm Schwanz.
Die Hunde mussten natürlich vor dem Tor zum Obstgarten bleiben, und wir passten höllisch auf, damit sie nicht nochmal etwas anstellten. Sie lernten dabei.
Das Schaf wurde mehrmals am Tag hingesetzt, so dass der Kleine zutzeln konnte, denn das Schaf hat ihn natürlich nicht akzeptiert. Es wusste genau, dass er ein Fremder war.
Fünf Tage später jedoch, als wir vom Einkaufen in der Stadt zurückkamen, sah ich ihn an ihrem Euter trinken. Mit ihrer Nase am lila Punkt unterstützte sie ihn. Sie hatte das Lamm angenommen.