Das Geschenk

Bevor ich mit den Schafen weitermache, muss ich von dem Geschenk, im Doppelpack, erzählen, das wir noch nicht zwei Wochen nach unserer Ankunft hier in aller Herrgottsfrühe vor dem Haus fanden, denn es hatte später entscheidenden Anteil daran, dass wir schliesslich doch begannen, Schafe zu halten.

Wir haben uns eigentlich selten entschlossen, dass wir jetzt einen Hund, Katzen oder Schafe haben wollen, und uns auf die Suche nach einem entsprechenden Exemplar gemacht. Über Ausnahmen erzähle ich noch. Die Tiere fanden uns irgendwie, wurden uns an- oder zugetragen, und blieben.

Bei dem Geschenk handelte es sich sich um schmutzige, schwarzweisse, verfilzte kleine Knäuel, und es wurde als solches angenommen, nach einer ersten Mahlzeit jedoch zunächst in die Badewanne gesteckt. Der Nachbar behandelte es ausserdem mit einem Mittel gegen Milben.

Nach viel Bürsten und Herausschneiden der verfilzten Zotteln wurden in den nächsten Wochen und Monaten die Unterschiede zwischen den beiden Brüdern, die schnell heranwuchsen, deutlich. Locke war der typische Border Collie. Er bekam Locken, hatte aufrecht stehende Ohren und eine spitze Schnauze mit einem etwas zu kurzen Unterkiefer. Hooker hatte den Körperbau eines Setters: Hochbeinig, Hängeohren, eine eher eckige Schnauze, zwei überflüssige Zehen an den Hinterbeinen und seidiges, langes schwarzes Haar, das schliesslich glänzte wie der Rumpf eines Galway Hookers. Auch ihre Charaktere unterschieden sich entsprechend, aber beide trugen das weisse Kreuz des Border Collies auf der Brust.

Erst wurden sie draussen tagsüber frei laufen gelassen, waren manchmal eine Weile verschwunden, verbrachten die Nächte in einem Shed. Je grösser sie wurden, umso mehr folgten sie dem Hausherrn fast auf Schritt und Tritt. Nachdem sie in die Tür ihrer Wohnung ein so grosses Loch gebissen hatten, dass sie durchschlüpfen konnten, wurden sie in den hinteren Anbau am Haus umgesiedelt. Von dem aus eroberten sie sich dieses immer weiter, bis es selbverständlich war, dass sie sich gewohnheitsmässig unter Küchen- und Wohnzimmertisch zu unseren Füssen aufhielten. Mit Treppen hatten sie’s nicht so, darum blieb der erste Stock hundefrei.

Natürlich glaubten wir einem Nachbarn nicht, der kam, um uns sich zu beklagen, dass sie ein Lamm in der Nähe gerissen haben sollten. Unsere lieben Hunde doch nicht. Wir bezahlten aber den Marktpreis für das Lamm, und gaben seinem Besitzer beim nächsten Mal im Pub ein Bier aus. Immer noch ungläubig.

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