Dies Kirchenschiff, gesäumt von Kiefernsäulen,
Eschenbäumen, liess ich lange unbesucht.
Ein Trübsinn wohnte in dem zugigen Gerüst,
in dessen Dunkel sich nur Feuchtigkeit und Moos
verkrochen hatten. Es wurden keine Messen darin
zelebriert, im Paradies bloss karge Speisen
ausgegeben an Bedürftige. Das wird
auch jetzt noch praktiziert, doch ist im Hauptschiff nun
ein grüner Teppich ausgelegt, dezent verziert.
Hingegen schmücken Blatt- und Blütenornamente
üppig Wände. Dazu gesellen sich die Farben
von Gemälden, Blumen, Inventar, Skulpturen
in Gängen, auf Altaren und im Seitenschiff.
Am offenen Gewölbehimmel wechseln ständig
Formen und Motive. Und stetig wuchs mit der
Restauration der Kirche die Anzahl der Besucher.
Längst singen die Bedürftigen fröhlich im Chor.
Ich selbst halte mich jetzt dort täglich lange auf,
als Pfleger, Publikum, Besucher, Kirchenmaus.
(Im Faksimile eines “Illustrierten Baulexikons” aus dem Jahr 1883 fand ich unter “Kirche” den Namen Paradies oder Paradis für das Atrium, die Vorhalle von Kirchen. Obwohl dort Bilder von Adam und Eva, und von Löwen (warum?) üblich waren, erklärte mir der Eintrag “Paradis”, dass sich der Name von einem griechischen Wort für “hindurchkriechen” ableitet, weil sich die Büsser dort auf Knien bewegen mussten. Es war aber auch der Bereich, wo Arme gespeist, Zuflucht gewährt, und Gemeindegerichte abgehalten wurden.)