Outsider Art

Ich bin ja gerade mehr visuell als linguistisch interessiert. Es gibt halt so Zeiten.
In D besuchte ich die Sammlung Zander im Schloss Bönnigheim. Naive und outsider art. Einige der Künstler sind mittlerweile recht bekannt (Henri Rousseau), andere nicht. Alle sind Leute, die ausserhalb des Kunstbetriebes werkelten. Mehr amour de soi als amour propre. Manche outsider artists hatten eine Kunstausbildung, die meisten nicht. Auch die ersteren haben sich wenig um den Kunstbetrieb geschert.
Dass doch andere Künstler und Sammler auf sie aufmerksam wurden, war häufig Zufall. Einige galten als psychisch krank, oder sogar kriminell, wurden in entsprechenden Institutionen untergebracht, und werkelten dort weiter. Die Bandbreite ist gross.

Mich fasziniert die Originalität dessen, was sie hervorgebracht haben. Sicher gibt es auch heute solche Menschen. Würden wir von ihnen erfahren? Die damals konnten ihre Arbeiten nicht ins Internet stellen. Würden sie es heute tun? Haben wir dort nun vielleicht sogar eine übermässige Vielzahl von outsider artists, so dass wir sie gar nicht bemerken? Hmm. Verwäscht sich der Begriff vielleicht, allein, weil es ihn gibt? Kann man heute bewusst outsider artist sein?

Geht es noch, dass einer wie Alfred Wallis mit siebzig anfängt zu malen, Schiffe und Häfen aus der Erinnerung, nachdem seine Frau gestorben war, um “Gesellschaft zu haben”? Und entdeckt wird?

Dass einer ein Haus baut, verschnitzt, wie Karl Junker? Und dass das erst mal nur lokal auffällt?

Leider waren von O.T., Oswald Tschirtner, nur zwei kleinere Werke zu sehen. Der schliesslich wie andere psychisch kranke Künstler im Künstlerhaus in der Anstalt Gugging aufgenommen wurde. Ihn finde ich interessant, weil er nicht von selbst malte, aber Erstaunliches zustande brachte, wenn er mit einem Thema dazu aufgefordert wurde.

Die Frage also, inwieweit ein Künstler, ob malerisch oder mit Worten arbeitend, Anerkennung braucht, stellt sich hier auch.

Auf dem Flughafen in Dublin kaufte ich mir ein Buch, dem auch diese Frage zugrunde liegt, wie ich nun merkte beim Lesen. Ich hab es jetzt aus dem Schlafzimmer geholt, um Autor und Titel wiedergeben zu können. Ich bin da meistens so ignorant. Gekauft hab ich’s, weil ich was zum Lesen brauchte, und es sah hübsch aus, und vor allem gehe es um ein rätselhaftes Kunstwerk, stand hinten drauf.
Also, es handelt sich um The Muse von Jessie Burton. Ich lese es begeistert. Der deutsche Titel lautet Das Geheimnis der Muse.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert