März

Sonne scheint einmal wieder ins Haus.
Zeit, ihr die Fenster zu putzen.
Draußen fliegen Tauben einander hinterher,
während der Gartentisch verrückt,
mit Schraubzwingen bestückt
ist, schneide ich dürres Zeug im Tunnel,
hocke danach auf der Weide
und knuddle fröhlich ein Schaf,
wie vor zwei Dekaden jene,
die der Tisch überlebt hat.

Am nächsten Tag singe ich ihnen Lieder.
Santa Lucia, Ave Maria.
Frei improvisiert. Was weiß ich
noch von deren Text und Melodie?
Ich kaufe Blumenerde,
Anemonen und Primeln,
Gemüsesamen, Gartenhandschuhe.
(Ohne die darf ich nicht mehr im Garten
arbeiten, wurde mir erklärt.) Woher
kommt nur all das Moos?

St. Patrick’s Day. In Irland schüttet es.
In “America” ist Frau Merkel zu Besuch
bei Mr. Trump. Er schüttelt ihr nur zweimal
die Hand, wird erschüttert berichtet.
Tags zuvor schämte Mr. Kenny sich nicht,
ihm eine Schüssel Shamrock zu schenken.
“St. Patrick was an immigrant.”
Derek Walcott, “a modern day Ulysses”,
stirbt auf St. Lucia,
wo er einmal geboren wurde.

Schnell schmilzt Schnee der ersten Frühlingsnacht.
Ich trage meinen Frühlingspullover nach Carrick
zum poetry meeting. Wir lesen Poetry von Marian Moore,
eine lange Version, und What Are Years.
Joan hat am Morgen Radio gehört:
Martin McGuinness ist in der Nacht in Derry gestorben.
An Donegal Amyloidosis. So schnell nun, doch.
Auf meinem Pullover ließ ich vorn schon im Februar
Blumenrabatten wachsen, der Rest ist
in den gleichen Farben schmal gestreift.

Ich beginne allmählich, mich wieder genüsslich,
nicht mehr schlaflos, im Bett zu drehen.
Schneide am sonnigen Tag hohe Hecken,
wuchte, ziehe, Äste, Zweige, je mehr davon,
umso besser nun. Schmerzen vergehen.
Mulche Kastanien in Kästen, Bartnelken, nehme
das alte Gewächshaus auseinander. Rost und Schimmel.
Rost und Schimmel. Grauer Himmel. Heute nicht.
Die Sonne fast obszön.Wie erbärmlich dagegen
terroristische Performance: No art, no craftmanship.

Während Kastanienfinger noch gefaltet bleiben,
die Knospen und Kätzchen von Weißdorn und Weiden
klein, spielt Regen heut heftig Schlagzeug
am Boden, auf dem Tunnel, dem Schirm
über mir. Triefend, dann leise
und immer leiser tropfend klingt das Solo
aus, vor der nächsten Vorstellung eil ich ins Haus.
Und immer vergesse ich wieder, endlich
die alten Himbeerranken zu kürzen.
Sie treiben neu aus.

Morgen wollte ich die Tomatensämlinge nicht
eintopfen, das wäre mir nicht ernsthaft
genug gewesen. So tat ich’s heute mit Freude,
Hoffnung, Zuversicht. Das ist Gärtnern.
Nach vorn schaun, tun. Und auch zurück.
Gestrüpp entfernen, Eschen kürzen, Alten
Überwuchs entfernen, Platz für Neues
machen, Ruhen lassen. Manch einer aber
zieht vorher lieber aus. Was, wenn
Europa ein Garten wäre?

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