Die Stifte

DM 36.95 steht auf der Schachtel mit den Farbstiften.

Ich habe sie kürzlich wieder herausgekramt, um das Anmalen meiner Kritzelbilder selbst auszutesten. Es sind sehr gute Stifte, Künstlerfarbstifte. Sie brachten mich dazu, zurückzudenken. Fast immer sind es Dinge, die das tun.

Wann und wo hatte ich sie gekauft? Ich weiss es noch genau. Vor der Einführung des Euro. Ist ja klar.

Im Untergeschoss eines Ladens gegenüber vom Stuttgarter Hauptbahnhof. Oben gab es allerhand Papierkram und Geschenke, unten war Künstlerbedarf. An den Namen erinnere ich mich nicht mehr. Mit Namen hatte ich’s noch nie so. Dreimal muss ich sie nicht nur hören, sondern verwenden, bevor ich sie mir merken kann.

Damals malte ich viel. Allerdings mehr mit Pastellkreiden und Aquarellfarben. Irgendetwas musste ich im Schilde gefûhrt haben, als ich die Stifte kaufte.

Jetzt fällt es mir wieder ein: Ich hatte solche besessen, als ich noch in Deutschland lebte, und ja, mit denen hatte ich gezeichnet. Ich wollte das mal wieder tun, wusste aber, dass ich diese Stifte in Irland nicht bekommen würde. Ich konnte sie mir damals leisten.
Benutzt habe ich sie dann doch kaum.

Zu der Zeit reiste ich noch nicht jedes Jahr nach Deutschland. Nur zu besonderen Familienereignissen. Deshalb weiss ich nun auch wieder, in welchem Jahr das war. Wieso erschrecke ich darüber? Alltäglich blicke ich weiterhin nach vorn. Dabei liegt schon so viel hinter mir. Wenn mir das bewusst wird, erschrecke ich. Es scheint alles nicht so lange her, wie es ist.

An dem Tag, als ich die Stifte kaufte, war ich auch in der Landesbibliothek gewesen, und hatte mich gewundert, dass ich mit meinem 6 Jahre alten, 6 Jahre nicht benutzten Ausweis noch Bücher ausleihen hatte können. Das tat ich wegen der Augen der Schafe. Das hier aber entstand viel später:

Sehen

In der Iris der Blüten
ringelt sich mein Herz. Spiegelt sich
in den quergebalkten Augen
der Schafe. Dort lese ich ihres.
Sie erkennen meines in meinen.
Das Auge der Zeit sieht uns nicht.

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