Das Verse Stricken

habe ich im Frühlingsheft von Das Lavendelschaf beschrieben:

Erdmute beschreibt den Artikel so nett hier:

“Was hat denn Mörike mit Stricken zu tun? Das ist schon eine gute Frage – aber beantworten kann sie jeder, der Christines Strickartikel liest :). Eigentlich – ja eigentlich will ich Euch gar nicht viel darüber erzählen – Euch nur neugierig machen. Euch nur ein Stichwort geben: Verse. Denn sie strickt Mörikes Verse in Bänder. Und nach ihrer Anleitung und Erklärung könnt Ihr künftig auch jedes Gedicht in ein ganz persönliches Geschenk verstricken. Das ist wirklich äußert ungewöhnlich – und nur, wer den Schlüssel kennt, kann die Bänder lesen :). Viel Spaß!”

Das Heft kam heute, verspätet, bei mir an. Wieder was Schönes in der Post, und ich erinnerte mich, dass ich dem Verse Stricken schon lange mal einen Beitrag hier widmen wollte.

Die Technik und den Code hatte ich schon vor Jahren entwickelt, als ich versuchte, den DNA Code in meinen Mustern irgendwie einzubauen. Was mir dann zu meiner Zufriedenheit gelang. Auf Englisch beschrieb ich das damals in meinem Blog.

Der Code ist ein einfacher, die strickchemischen Bestandteile mussten erst gefunden werden.

Letztes Jahr strickte ich zwei Schals damit.

Dieser hier verschlüsselt die folgenden Zeilen von Seamus Heaney aus seinem Gedicht “The Haw Lantern:

„and you flinch before its bonded pith and stone,
its blood-prick that you wish would test and clear you,
it’s pecked-at ripeness that scans you, then moves on.“

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Im Lavendelschaf wählte ich Verse aus älteren Gedichten und Liedern für “Frühlingsbänder”.

Hier hängen sie in einer der Eschen hier:

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Und im nächsten, dem allerletzten Lavendelschafheft geht es dann um ihn:

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Von Erdmute auch schon wiederum sehr nett beschrieben hier:
„Christine hatte mir fürs letzte Lavendelschafheft versprochen, die Anleitung für ein Lavendelschaf zu schicken. Eins, das man sehen, fühlen, hören, riechen und schmecken kann. Wie genau das aussehen sollte, wusste ich nicht. So war meine Freude riesengroß, als ich dann endlich ihren Artikel bekam – sie hat für uns alle ein wunderschönes Lavendelschaf gestrickt, mit reichlich Ausstattung innen und außen! Lasst Euch überraschen …“

Der Umschlag

Ich bekomme einen Umschlag aus Kanada. Ich befühle ihn, bevor ich ihn öffne. Ich weiss ungefähr, was darin ist. Ich freue mich.

Und es sind immer wieder die Dinge, die mich faszinieren, und was an ihnen hängt, welche Geschichte sie mir erzählen. In diesem Fall eine von einer mir fremden, kalten Welt. Von Tieren, die ich nicht kenne. Von Schwarzbären, Elchen, Schneeziegen, arktischen Karibus und von Stachelschweinen, die ein Teil sind von Nicole’s Leben. Sie hat mir Haare (und Stacheln) von diesen Tieren geschickt. Damit ist etwas von ihrer Welt hier angekommen. Auf mir abenteuerlich erscheinende Weise.

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„Der Weg zur Post sieht momentan so aus:
– 75 Kilometer zu Fuss übers Eis an die Strasse
– dann 110 Kilometer per Anhalter nach …“

Das Tauwetter machte das Seeeis zu einer Schlittschuhbahn, schreibst du, Nicole.

Und erzählst so wunderbar über deine Welt in deinem Blog:

http://nicole.penarctica.com/wir-schmelzen-dahin/

Die Zettel

Kann ich doch hexen?
Ich habe auch was wiedergefunden. Die Zettel. Die, die ich damals in der Landesbibliothek beschrieben hatte, als ich die Kataloge nach Büchern über Schafkrankheiten durchsuchte. Die da überall herumlagen (liegen?) für den Zweck. Autor, Titel, Nummer. Die Nummer gab man dann in den Computer. Einige der Bücher waren nicht da, einige konnte ich ausleihen. In zwei nur im Lesesaal reinschaun, weil sie schon so alt waren.

Eins der ausgeliehenen bestellte ich mir in der Buchhandlung, und konnte es gleich mit nach Irland nehmen: “Lehrbuch der Schafkrankheiten”. Dieses hat mir oft geholfen seither. Und damals hat es mich beruhigt.
Alle ausgeliehenen Bücher schickte ich dann mit der Post zuück an die Bibliothek, weil ich da nicht mehr hinkam.

Die Zettel trug ich lange in meinem alten anderen Geldbeutel mit herum, bis ich sie schliesslich einmal wegwarf. Dachte ich. Erst diese Woche bedauerte ich das, denn es hatte ja einen Grund, warum ich sie so lange aufgehoben hatte. Das eine Buch aus dem Lesesaal.

Schade, dachte ich nun, könnte ich heutzutage ja danach googeln.

Ich fand sie vorgestern. Als ich nach etwas ganz anderem suchte.
Wie neu sie aussehen! Es soll 18 Jahre her sein, dass ich sie beschrieb?

Hieronymus Waldinger: Wahrnehmungen an Schafen, um über ihr Befinden urteilen zu können.
Ich finde das Buch online, 2. Auflage Wien, 1843, und bin erneut fasziniert. Über die pragmatischen, fast phãnomenologischen kurzen Beschreibungen, wie z.B. das hier:

„10. Bey der Untersuchung einer Heerde beob-
achtet man: ob bey der Annäherung eines
fremden Gegenstandes alle eine rege Aufmerk-
samkeit äußern? Ob nicht einige ganz sorgen-
los alles um sich geschehen lassen, ohne auf-
geregt zu werden?”