(Ver)schlafen

Ich schlaf nicht ein, ich schlaf nicht ein, mal wieder,
und dröhnt dabei ein dumpfer Ton im Ohr,
dreh ich mich rum und num im Bett hier.

Am Morgen komm ich nicht daraus hervor,
dreh mich dann endlich wohlig, ungenervt,
und träume schlafend einen bessern Sommer.

Doch geht’s dem Jahr, fast möcht ich meinen, ähnlich.
In seinen Ohren sauste Wind des nachts,
nun schläft es morgends und verspätet sich.

Sein Biorhythmus ist gestört, der Frühling
stellt den Wecker aus: „Dies Klingeln,“
sagt er, „am frühen Morgen gilt nicht mir.“

Angeregt von diesem Beitrag

März

Wenn gelbes Licht auf gelbe Teller trifft
und finstre Ecken hell erleuchtet,
mit einem Schattenspiel, das langsam
schmäler wird, scheinbar die Wand verziert,
unheimlich scharf und schwarz Amphoren-
profil zeigt, ein halbes, ein viertel,
keins, hernach ein Schafbock hervortritt:
Spiralhorn, kreisgekräuseltes Vlies
weiß strahlt, bevor er sich zurückzieht.

Jacke, die

Eine Jacke ist nicht zu denken ohne ihre Eigenschaft, über etwas sein zu wollen. “Über” im Sinn von

c. drückt aus, dass sich etwas unmittelbar auf etwas anderem befindet, etwas umgibt, es ganz oder teilweise bedeckt, einhüllt

im Duden.

Jacken werden über anderen Kleidungsstücken getragen, und hängen darüberhinaus gerne, oftmals übereinander, auf Stuhllehnen oder an Garderoben, Kleiderhaken. Außerdem wetzt eine Jacke sich gerne ab oder bekommt Löcher. Beides vermindert den Sinn und Zweck einer Jacke nicht übermäßig.

Lyrik und Film

Alice Lyons hat mich zum Lyrik schreiben gebracht. 2010/11 habe ich an drei Lyrikkursen mit ihr im Dock in Carrick on Shannon teilgenommen, wo sie damals auch Kuratorin der Ausstellungen war. Sie hatte und hat, (wir haben uns aus den Augen verloren), sich immer für verschiedene Kunstformen interessiert und sie zusammengebracht.

Dieses Video zeigte sie uns damals.

Und hat selber Lyrikfilme gemacht, die hier zu finden sind.

Darum wundert es mich nicht, auf der Webseite der Poetry Foundation einen langen Aufsatz von ihr über den Film Gloria! von Hollis Frampton zu finden.

Ein bisschen runterscrollen, dann findet man’s. Und nicht aufhören zu gucken, wenn nur noch Musik spielt. Da kommt noch was.

Glas, das

Glas ist durchsichtig und befindet sich flach als Scheiben in Rahmen, oder rund in Kameras als Linsen, oder hohl und rund in Schränken, Händen, auf Tischen, dann Schüsseln, Flaschen, Gläser genannt, wie auch die runden bis ovalen in Brillen (engl. glasses). Und ist doch eigentlich eine Flüssigkeit. Und wenn sie zerbricht, gibt es Scherben und Splitter, die weh tun können und sich schwer aufsammeln und nicht wieder zusammensetzen lassen.

The Stray Sod – The Foidin Mearbhaill

“Bisher habe ich hauptsächlich Wege gefunden, wie es nicht geht.“ lese ich hier.

Und bin auf einen weiteren irischen Volksglauben gestossen, der dazu irgendwie passt. Nach ein wenig Herumirren auf der Suche nach Informationen will ich ein bisschen dazu erzählen.

Vor allem, wenn Leute nachts unterwegs waren, passierte es ihnen, dass sie auf einmal nicht mehr wussten, wo sie waren, stundenlang herumliefen, und manchmal dann wieder am Anfangspunkt ankamen, oder zuhause, oder sich einige Meilen entfernt wiederfanden, oder gefunden wurden. Sie haben also total die Orientierung verloren. Ihre vertraute Umgebung war ihnen plötzlich fremd.

Der Grund wurde darin gesehen, dass sie auf “stray sod” getreten waren, eine Stelle auf dem Boden, ein Stückchen Gras, wodurch ihr Umherirren ausgelöst wurde. Als Schutz dagegen, oder als Lösung des Problems wurde vielfach empfohlen, den Mantel auszuziehen, ihn von innen nach aussen zu wenden, und so wieder anzuziehen.

In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts hat man in irischen Schulen die Kinder aufgefordert, allerlei Traditionen aufzuschreiben. Dort finden sich auch eine Reihe von Geschichten über solche Ereignisse:

Hier, hier, und da und dort zum Beispiel.

Ein hübscher Blogeintrag dazu, wenn auch mir etwas zweifelhaft zum Schluss.

Ich fand auch wieder einen Roman dazu, den ich mir nun bestellt habe, obwohl ich unsicher bin, ob er mir gefallen wird.: The Stray Sod Country von Patrick McCabe. Es geht um Menschen in einem erfundenen irischen Ort im Jahr 1958. Dass das Buch keinen Plot hat, der Autor ziellos umherirrt, wird ihm von manchen vorgeworfen. „He lost the plot“, sozusagen. Andere finden das gut. Und plot bedeutet ja unter anderem auch “ein Stückchen Land”.

Aus dieser mehr wohlgesonnenen Review:

“Laika, the Russian space dog, is a germane image for the novel. Everybody, manipulated by things they do not (or do not want to) understand, feels alienated. This chimes with the “stray sod country” of the title, a concept “to do with being lost in what once were reassuring surroundings” …
Reading it is a bit like stepping on a sea urchin: you don’t realise the pain until afterwards and then you spend days picking out the spines.”

Ich werde sehen, ob ich es schaffe, durch das Buch zu irren.