Pusteblume

Ich lobe mich ja selbst öfters in letzter Zeit. Wenn ich z. B. den steilen Weg zu unserm Haus hinauf eile, ohne ausser Puste zu kommen. Weil ich letztes Jahr abgenommen habe, weil da etwas in mir gewachsen ist. Und ich lobe mich, weil ich es gut überstanden habe, dass mir seither zwei Organe entfernt wurden. Allzu viel haben die nicht gewogen.

Und ich wurde gelobt von Mr. B., der mir meine rechte Brust entfernt hat. Und das tat gut. Sein Lob, meine ich.

Und ich möchte mich wieder loben, und gelobt werden, nachdem mir am Freitag, sofern ein Bett frei ist, der untere linke Lungenlappen fehlen wird.

Und besonders dann, wenn ich wieder putzen oder den steilen Weg zu unserm Haus hinauf eilen werde, ohne ausser Puste zu kommen.

Aller guten Dinge sind drei. Pusteblume!

Auf Anregung fabuliert

In der Zukunft ging ich am Waldrand spazieren. Dort traf ich auf ein hölzernes Gebilde, etwas rundlich, auf jeden Fall kein natürliches Gewächs, sondern ein Menschending. Es hatte vorne eine Öffnung. Ein Brutkasten für Vögel, fragst du? Nein, dafür war es zu groß. Die Größe entsprach mehr der einer Hundehütte.

Weil das Ding aber so rundlich, und ich so lustig drauf war, rief ich hinein: “Diogenes?”
“Nein, Donald”, erhielt ich als Antwort, und ein Kopf mit gelblichem Haarschopf und langem Bartwuchs erschien in der Öffnung.

“Donald Duck?” Ich war immer noch albern gestimmt. “Reden Sie nur, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist”, bot ich diesem eigenartigen Menschen an. Dass es sich um einen Menschen handelte, wurde deutlicher, je mehr von ihm sichtbar wurde. Allerdings wirkte er ziemlich verlottert. Eigenartigerweise hing ihm aber der Rest einer Krawatte vom Hals.

“Sie sollten mal zum Frisör gehen”, war das nächste, was ich von ihm zu hören bekam.
“Sie mögen keine Langhaarigen?”
“Langhaarige werden nie Präsident. Dazu müssen sie sich regelmäßig die Haare schneiden lassen. Und Bart geht gar nicht, heute nicht mehr. Was sie brauchen, ist ein großes, sichtbares, hörbares Maul.”
“Und das ist alles?”, fragte ich.
“Nein, aber es ist eine Grundvoraussetzung. Außerdem brauchen sie Ideen, die sie damit verkünden.”
“Gute?”
“Nein. Überzeugende. Und das gelingt nur, wenn sie regelmäßig zum Frisör gehen. Oder aber sie besorgen sich dies.” Er wühlte in seinen zerrissenen Taschen und holte schließlich eine Schere hervor. Damit schnippelte er an seinem Bart herum.

Ich amüsierte mich weiterhin. Was für eine lustige Begegnung hier am Waldrand.

“Um ehrlich zu sein: Ich bin nicht recht überzeugt von dem, was Sie mir raten. Ein Präsident braucht doch mehr als einen Frisör, oder eine Schere. Er muss doch auch weitsichtig sein, seine Ideen gut durchdacht, damit sie mit Erfolg umsetzbar sind? Sonst wird er doch abgesetzt? Aber egal. Ich will nicht Präsident werden. Und Sie?”
“Ich war einer.”