Reise

Der Morgenzug noch leer,
vier Autos auf dem Weg
zum Bahnhof Vogelstunde.
Der Fluss ist über sich
hinaus gewachsen. Wo Wiesen
nicht unter Wasser liegen,
ist Gras aufgeweckt grün.
Drei schwarz-weiße Pferde
auf ihm, bevor sich der Zug
füllt mit Laptops und derlei
Zaumzeug auf Tischen, in Händen.
Und mit Ohrenstöpseln.

Scheiden Vorfall

Wer weiss schon, dass das Schaf gegen Ende der Trächtigkeit häufiger als jedes andere Haustier einen Scheidenvorfall haben kann? Wie leider eines der Mutterschafe des Nachbarn, die sich zur Zeit auf unseren Wiesen aufhalten. Die Gründe dafür sind noch nicht eindeutig geklärt.

Es kam morgens nicht an den Futtertrog, und mein Mann sah hinten bei ihr dann etwas Rotes heraushängen. Er rief den Nachbarn an, und zusammen gingen sie am Nachmittag hin, um es zu fangen. Was nicht gelang. Zum einen ist es eh schwierig, ein Schaf auf offenem Feld zu fangen, zum anderen waren beide auf unterschiedliche Weise gehandikapt, zum dritten sind da auch drei Böcke dabei, die, sagen wir mal, etwas übermütig sein können.

Am Abend brachte der Nachbar einige Gatter. Der Plan war, sie in einer Ecke aufzustellen und das Schaf da hineinzutreiben. Eine halbe Stunde später sollte die Tierärztin kommen. um es zu behandeln. Ich wartete im Haus auf sie, hoffend, dass keiner der Böcke jemandem was tat. Natürlich kam sie später als angekündigt. Was aber ganz gut war, denn die beiden Männer hatten das Schaf erst zehn Minuten vorher gekriegt. Nicht in den Gattern.  Es war schon dunkel.

Mit einem Eimer Wasser, Taschenlampen, und ihren Utensilien in einem anderen Eimer, gingen wir zusammen zum beabsichtigten Standort.

Wo der Nachbar das Schaf hielt, dessen Vorderbeine mit einer Schnur zusammengebunden waren, und mein Mann mit einem roten Besenstiel, der ihm in letzter Zeit als Gehhilfe dient(e), den neugierigen Bock mit den Hörnern, dazu brachte, dass der die Gruppe, zu der sich nun auch die Tierärztin gesellte, lediglich umkreiste. Ich stand aussen am Zaum und beobachtete von dort in Sicherheit das von drei Taschenlampen beleuchtete Geschehen.

Weil die Tierärztin etwas im Auto vergessen hatte und nochmal dorthin zurück musste, dauerte der Eingriff zehn anstatt fünf Minuten. Sie säuberte die vorgefallene Scheide, stopfte sie zurück in das Schaf, und nähte es hinten mit ein paar Stichen, die vor der Geburt wieder entfernt werden müssen, nur so weit zu, dass es noch pinkeln kann. Dann bekam das Schaf noch eine Injektion, welche eine Infektion verhindern soll.

Wie die Geburt verlaufen wird, ob die Lämmer (mindestens zwei sollen es sein, meinte der Scan im Januar) lebend geboren werden, muss sich herausstellen. Das Schaf ist erstmal wieder munter, muss aber beobachtet werden.